Von unserer Gastautorin Dr. Cornelia Schäfer
Wer an ihn denkt, denkt an einen alten Pfarrer, der mit kalten Güssen alles kuriert hat, weniger kennt man den Naturheiler Kneipp, der seine Lehre auf 5 Säulen stellt, die wenn sie im Einklang sind, den Menschen zur Gesunderhaltung bzw. zur Heilung bringen.
Das Wasser – die Pflanzen – gesunde Ernährung – ausreichende Bewegung und die Ordnungstherapie. Mit dieser 5. Säule seiner Lehre schuf Kneipp einen wesentlichen Grundstein für Gesundheit, der bis heute gültig ist. Ordnung bedeutet:
- Ordnung im Leben – mit wem umgeben wir uns, wen lassen wir an
unserem Leben teilhaben, für wen investieren wir unsere Zeit - Ordnung im Tagesablauf – schlafen wir ausreichend, sind Phasen der
Anspannung mit Phasen der Entspannung in ausgewogenem Gleichgewicht? - Ordnung in unserem Lebensrhythmus – Schichtarbeit, permanenter Jetlag
Ordnung greift in viele Bereiche ein, jeder findet sicher auf Anhieb einen, der bei ihm selbst gerade in „Unordnung“ ist und jeder entscheidet selbst, ob und wie er diesen ändern möchte oder eben
nicht. Diese freie Entscheidung gehört ebenso zum Gesundungsprozess, denn nur wenn wir im Einklang mit uns selbst handeln, kann Leben und Gesundheit dauerhaft gelingen.
Über viele Dinge, die für uns heute selbstverständlich sind wie unser Handy, i-Phone, der Tablet PC, das schneller – höher – weiter und den daraus resultierenden Raubbau den wir mit uns und unserer Umwelt treiben, würde der Wasserdoktor nur den Kopf schütteln: „Und da wundert ihr euch, dass ihr krank werdet? Ihr seid keine Maschinen, ihr seid Lebewesen!“
Der Einklang mit der Natur, das sich einlassen auf ihre Kräfte und das Vertrauen auf ihre Hilfe zur Gesundung prägten Sebastian Kneipps Leben. Seine Lehre ist heute aktueller denn je: Nur wenn Körper und Seele im Einklang sind, ist der Mensch gesund. Der abstrakte Begriff Seele ist für viele von uns nicht greifbar und doch ist sie ein Teil von uns. Wenn unsere Seele rebelliert sucht sie sich eine Schwachstelle in unserem Körper: das ist beim Einen der Migräneanfall, beim Anderen der Hexenschuss, beim Dritten der Herzinfarkt. Die Symptome des Körpers beschäftigen uns, sind uns lästig, weil wir nicht mehr „funktionieren“. Der Arzt soll uns wieder reparieren – gleich einem fixen Kundendienst beim Auto. Manchmal geht das nicht, weil wir schon so lange das innere ICH vernachlässigt haben, das eine Pause zwingend notwendig ist , wenn wir nicht ernsthaft krank werden und dauerhaft Schaden nehmen wollen. Der Mensch mit dem Herzinfarkt wird nicht schon morgen wieder die Klinik verlassen können – er wird dazu gezwungen sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Vielleicht können wir dem durch eine gelegentliche kleine Auszeit für unser ICH vorbeugen? Ein Spaziergang im Park, ein Treffen mit Menschen, die uns gut tun, der Duft einer Blume, das Zwitschern der Vögel am Morgen… es gibt so viele Dinge, die wir im schnell-lebigen Alltag vergessen und die doch so schön und wertvoll für uns sind.